Ein Inhalt zur Gestaltung von Yogaübungen ist die Dreigliederung. Diese Dreigliederung kann man in vielen verschiedenen Übungen zum Ausdruck bringen.

Die Dreigliederung im Kniesitz

Im einfachen Kniesitz kann man darauf achten, dass man den Körper in drei Zonen gliedert. Die Hüfte ist ruhig und zentriert, die Mitte der Brustwirbelsäule dynamisch, es ist das Bewegungszentrum. Die Schultern und der Halsbereich und die Arme bleiben leicht und führen die Dynamik aus der Mitte wie nach oben hin fort. Die Entwicklung und Aufrechterhaltung dieser Gliederung ist ein Bewusstseinsinhalt, der von Heinz Grill dem 3. Zentrum oder cakra zugeordnet wird. (Heinz Grill hat sieben verschiedene Bewegungsinhalte in Zusammenhang mit den sieben Chakren entwickelt.) Das dritte Zentrum liegt in der Mitte der Wirbelsäule. Es ist das Zentrum der Spannkraft und Dynamik. Dieser Bereich bildet die Mitte der Wirbelsäule, die im Idealfall zwischen dem oberen, leichterern Bereich der Wirbelsäule und dem unteren, kompakteren Bereich der Wirbelsäule vermittelt und als Mittelglied die Verbindung einnimmt. ​

Die Dreigliederung im stehenden Halbmond

Der stehende Halbmond lässt sich ebenfalls in diese drei Zonen sehr gut aufgliedern. Die Mitte der Wirbelsäule bildet das aktive, dynamische Bewegungszentrum, von dort gleitet die Bewegung in die Arme nach oben weiter aus. Die Hüften sind zentriert, und die Beine geschlossen und stabil.


Durch die Dreigliederung entsteht so ein Zugang zu einem bewussen Bewegungsansatz aus der Mitte der Wirbelsäule.


Die Stärkung des mittleren Wirbelsäulenbereichts ist gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Nicht nur eine gesunde Körperhaltung sondern auch eine Vorbeugung gegenüber Wirbelsäulenproblemen wird damit entgegengewirkt. Zugleich entsteht durch eine dynamische mittlere Brustwirbelsäule das Empfinden von Weite. Die Wirbelsäule kann sich selbst tragen und in ihrer Mitte einen Halt finden, der Stabilität und Dynamik vereint.​

Die Dreigliederung im liegenden Dreieck

Im liegenden Dreieck, anantasana liegt der Körper in einer langen Längslinie seitlich am Boden und spannt mit einem Arm und Bein nach oben ein Dreieck. Im liegenden Dreieck kann man den Körper in drei verschiedene Abschnitte bewusst gliedern und gestalten: Die Mitte der Wirbelsäule, das sogenannte Sonnengeflecht bildet das aktive Zentrum der Dynamik. Der obere Bereich von Arme, Hals und Kopf fügt sich entspannt aber dennoch klar ausgerichtet, in die Linie ein, der untere Hüft-und Beinbereich strömt dynamisch nach hinten aus. Die Beine sind aktiv und fließen nach hinten aus und geben der Übung einen Halt, sodass man nicht in der Kreuzbeinregion hinwegkippt.

Diese Gliederung in drei Bereiche benennt Heinz Grill mit dem Begriff der Dreigliederung. Man erlebt, wie diese drei Bereiche in der Übung bewusst zusammenwirken. Das liegende Dreieck ist eine Übung, in der man diese Gliederung sehr gut zum Ausdruck bringen kann.

Die Gliederung in drei Zonen: Dynamik, aktive Mitte, Entspannung

Dynamik und Entspannung begegnen sich deshalb in der Mitte des Körpers und fördern das Empfinden von einer Verbindung zwischen oben und unten.”

(Heinz Grill, Das liegende Dreieck, Seelendimension S.185)

Die Dreigliederung in der Kopf-Knie Stellung

Die Dreigliederung kann man in der Kopf-Knie-Stellung sehr gut anwenden. Die Wirbelsäule als zentrale, dynamische Achse spielt in der Kopf-Knie-Stellung eine zentrale Rolle. Im Bereich der mittleren Wirbelsäule kann man sich besonders gut zentrieren. Umso besser man dort ein Zentrum findet, umso besser kann man eine ausströmende Dynamik in die ganze Yogaübung bringen.

Man bewahrt in den Armen, dem Kopf und dem Hals eine Entspannung, baut aus der Mitte der Wirbelsäule die Spannkraft auf und zentriert sich mit gutem Halt in der Hüfte. Man lernt hier nicht nur den ganzen Körper anzuspannnen, sondern sich bewusst zu gliedern und in der Wirbelsäule zu zentrieren. Man erlebt einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, sich sehr gut in Mitte der Wirbelsäule zu zentrieren und dich dadurch mit Hilfe eines geschaffenen Zentrums zu dynamisieren. Dynamik und Zentrum arbeiten hier hochaktiv und lebendig zusammen.

“Gleiten Sie aus der Mitte des Rückens dynamisch nach vorne und lassen Sie die Schultern möglichst entspannt. Halten Sie für einige Zeit diese Spannung in der Vorbereitung, bis Sie schließlich nach einer weiten Dehnung und Intensivierung die Füße, die Knöchel oder die Schienbeine ergreifen können. Bei der Ausführung ist es wichtig, dass die größtmögliche Dehnung erziehlt wird und dabei die Grenze des Möglichen nach oben hin verschoben wird. Dieses Grenzüberschreiten ist ein wichtiger Teil der Übung.”

(Heinz Grill, Der Neue Yogawille)

Bei der Ausführung und die Korrektur von pascimottanasna – die Kopfkniestellung -legt Heinz Grill die Aufmerksamkeit auf die Idee der Dreigliederung. Der Übende praktiziert nicht nur mit dem Vorsatz einer guten Streching, sondern baut gedanklich diese Idee auf, bis eine gute Empfindung für die drei Teile in der Ausführung sichtbar wird. So erlebt er dadurch nicht nur eine harmonische Bewegung, sondern auch bereichert er sein Gefühlsleben. Die Gefahr vor Verletzung wird bei dieser gedankliche Aktivität weitgehend begrenzt. Der Rücken wird sogar auf physiologischer Weise verstärkt und über die eigenen Grenzen ausgedehnt.

Die Dreigliederung im Dreieck


Das Dreieck Trikonasana ist eine der besten Übungen um den Körper gegliedert zu erleben oder besser gesagt die Qualität der Bewegung differenziert zu erleben. Leichtigkeit, Dynamik und Stabilität gliedern sich und bilden zugleich eine harmonische Einheit. Das Ergebnis dieser Gliederung ist eine regenerative Empfindung der Weite. Hier in dieser Video findet Ihr sowohl eine einfache Darstellung der Bewegung als auch die sehr hilfreiche Korrektur der Übung.

Die Dreigliederung im Sonnengebet

Das Sonnengebet – surya namaskara

Das Video zeigt die einzelnen Übungen des Sonnengebetes mit einer differenzierten und gegliederte Bewusstheit. Die graphischen Linien zeigen jeweils den aktiven Bewegungsansatz.

Die differenzierte Aktivierung der Wirbelsäule

“In ganz besonderem Maße eignet sich surya namaskara für eine Gliederungsarbeit der Brustwirbelsäule und schließt andere Teile des Körpers, wie die Hüften oder Schultern in das Bewegungsspiel mit ein.” (Heinz Grill, Das Sonnengebet, surya namaskara)

(zum ganzen Artikel auf heinz-grill.de)

Die Dreigliederung und das Empfinden von Weite


Das Empfinden von Weite hängt mit dem Erleben des Raumes zusammen


Die Dreigliederung, die dynamische Mitte korrespondiert direkt mit einem Erleben von Weite und dem Raum. Nimmt man den Raum wahr, in dem man sich bewegt, erlebt man sich, wie man selbst in den Raum hineingeht und wie die eigene Bewegung in Beziehung zum Raum steht. Man bleibt in der Wahrnehmung zum Raum auch während der Übung. Auf diese Weise kann man den eigenen Körper sehr viel freier und leichter formen und bewegen.

Erlebt man den Raum im Gegenteil nicht, sondern erlebt man eine innere Enge, dann fühlt man sich in sich selbst gefangen, vom äußeren Raum mehr getrennt. Diese Enge ist das das Gegenteil von Weite. Man erlebt eine Enge und mit zieht sich dann sehr soft innerhalb dieser Enge noch mehr zurück. Man geht mit dem Bewusstsein dann nicht mehr so sehr auf den äußeren Raum zu, man nimmt weniger die äußere Umgebung wahr.

Die Verbindung von Raumwahrnehmung und Bewegung ist gerade durch die Dreigliederung besser möglich.

Die Dreigliederung kann man auf das Leben übertragen

“Eine Aktivität ist immer gegliedert. Das Sinnessystem beibt beobachtend, und in der Wirbelsäule und Mitte des Körpers entwickelt sich die Spannkraft, während der Körper selbst aber wieder als ruhige Basis wie ein Instrument behandelt und betrachtet wird.”

(Heinz Grill, Der Neue Yogwille)


Eine Bewegung wird durch die Dreigliederung gegliedert. Der obere Bereich bleibt leicht und wahrnehmend, der mittlere Bereich aktiv und dynamisch und der untere Bereich zentriert. Die Bewegung ist nicht mehr eine “vollkommene Muskelanspannung in allen Teilen” sondern man ist während der Bewegung gleichzeitig wach, aufmerksam und erlebt sich selbst in der Gestaltung wie auch zum umgebenden Raum. Ein Abstimmen mit dem Äußeren, mit dem äußeren Raum mit der eigenen Bewegung kann man auch auf das Leben anwenden. Die Fähigkeit, sich mit den Mitmenschen abzustimmen, die Person und den Willen des anderen wahrzunehmen, drückt einen Menschen aus, der auf gesunde und soziale Weise mit anderen Menschen umgeht und nicht nur nach seinem eigenen Wünschen und Willensregungen lebt und handelt.

“Jene Menschen, die den Willen in diese für die Kommunikation und das tätige Beziehungsleben wesentliche, geordnete Gliederung geführt haben, nehmen andere an und bringen sich mit einer natürlichen, erbauenden Freude und Sympathie in dsa Beziehungsfeld des menschlichen, praktischen, und sozialen Lebens ein.”

(Das manipura-cakra, die Seelendimension des Yoga, Heinz Grill)

Wenn man diese Weite und dieses Erleben des Raum entwickelt, stärkt sich der ganze Mensch in seiner Kraft, gegliedert auf ein Ziel, auf die Mitmenschen, auf die Zukunft und die Welt zuzugehen.